Predigt

Gottes Weihnachtsgutschein

Eingeladen zu einer lebenslangen Reise

PredigttextTitus 3,4-7 (mit Einführung)
Kirche / Ort:Ev. Kirchengemeinde Bergdörfer / Karlsruhe
Datum:25.12.2025
Kirchenjahr:Christfest (1)
Autor:Pfarrerin Dr. Maria Götz

Predigttext: Titus 3,4-7 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilandes, machte er uns selig – nicht um der Werke willen, die wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist, den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Heiland, damit wir durch seine Gnade gerecht werden und Erben des ewigen Lebens.

Schlageworte Weihnachten, Taufe, allein aus Gnade, Leben als Christ

Lieder „Lobt Gott ihr Christen alle gleich“ (EG 27) „Zu Bethlehem geboren“ (EG 32) „O du fröhliche“ (EG 44) „Der Heiland ist geboren“ (EG 49)

Exegese

Titus 3,4-7 fasst in einem einzigen, dichten Satz, im Griechischen bestehend aus 66 Wörtern, zusammen, was christliche Rettung bedeutet. Darin liegt die Nähe zu Weihnachten. Ausgangspunkt der Rettung ist nicht menschliches Handeln, sondern Gottes Initiative: In Jesus Christus ist Gott selbst Mensch geworden. Mit seinem Erscheinen wird Gottes „Freundlichkeit und Menschenliebe“ sichtbar.

Mit Begriffen wie „Freundlichkeit“ (chrestotes, V. 4) und „Menschenliebe“ (philanthropia, V. 4) greift der Titusbrief dabei eine Sprache aus antiken Herrscher- und Wohltäterloben auf. Dort werden Götter und Mächtige als Retter gefeiert, wenn sie Menschen aus Elend und Not befreien. Diese Begriffe werden nun auf Gott bezogen: Gott ist der wahre Retter, der nicht herrscht, sondern sich Menschen zuwendet. Weihnachten erscheint als Epiphanie der Menschenliebe Gottes.

Die Rettung geschieht nicht aus menschlichen Leistungen, sondern allein aus Gottes Barmherzigkeit (V. 5). Der Titusbrief knüpft damit an paulinische Grundlinien an (vgl. Römer 3; Galater 2 u. 3), dazu klingt die lutherische Rechtfertigungslehre durch. Jede religiöse Selbstrechtfertigung wird ausgeschlossen.

Zugleich bleibt diese Gnade nicht folgenlos, sondern bewirkt Veränderung. Diese wird mit dem Bild der Taufe als „Bad der Erneuerung“ und „Neumachung des Geistes“ beschrieben. Begriffe wie „Bad“ (lustron, V. 5) und „Erneuerung“ (anakainosis, V. 5) verweisen auf die Taufe, die zur Zeit des Titusbriefs meist in einer Erwachsenentaufe mit vollständigem Untertauchen bestand. Es geht im Titusbrief weniger um die Frage nach dem Verhältnis von Wasser- und Geisttaufe, als vielmehr um die Wirkung der Taufe. Die Taufe ist keine rein symbolische Handlung, sondern eine reale Neumachung. Hier klingt der effektive Aspekt der Rechtfertigung an.

Der Geist wird in Anspielung auf prophetische Verheißungen (vgl. Joel 3; Sacharia 12) als reichlich „ausgegossen“ beschrieben (V. 6). Rettung ist kein punktuelles Ereignis, sondern ein andauernder Prozess, der den ganzen Menschen erfasst. Wer so „gerecht gemacht“ (V. 7) wird, lebt aus der Hoffnung auf das ewige Leben (V. 7) und ist zugleich befähigt zu einem neuen, menschenfreundlichen Handeln. Dabei ist die universalistische Perspektive angelegt: Gottes Heilshandeln gilt allen Menschen (V. 11). Wichtig ist: Heil geht im Titusbrief ganz von Gott und Christus aus. Weihnachten, Taufe und Geistgabe gehören so zusammen.

Der weihnachtliche Heilszuspruch dient einem klaren Ziel: Christen sollen die erfahrene Menschenliebe Gottes in ihrem eigenen Verhalten und Handeln widerspiegeln. Weihnachten markiert so den Beginn eines erneuerten Lebens aus Gnade und Hoffnung. In diesem Sinn ist Titus 3,4-7 tatsächlich Weihnachten in einem Satz.

Diese Gedanken werden in der Predigt im Bild eines „Reisegutscheins“ entfaltet, den Gott an Weihnachten überreicht: Der Beginn der Reise ist die Taufe. Die Reise ist eine lebenslange Weggemeinschaft mit Gott und Jesus Christus, getragen vom Heiligen Geist, und ihr Ziel ist die Hoffnung auf das ewige Leben.

Literaturhinweise

Mutschler, B, Christfest I (25. Dezember), Titus 3,4-7, Gott wird Mensch: Dir, Mensch zugute, in: aub 22/2019, 14-19, dort auch Textexegese und Hinweise auf neuere Literatur. Zur Taufe im Neuen Testament und in der Alten Kirche vgl. einführend Theißen, G.; Merz, A. (Hrsg.), Der historische Jesus. Ein Lehrbuch, Göttingen 42011, 184-198. Zum rechtfertigungstheologischen Aspekt vgl. einführend Härle, W., Art. „Rechtfertigung“, in: TRT, Band 4, Göttingen 1983, 200-209.

Neuigkeiten

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im Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt, Heft 12 / Dezember 2025: https://www.pfarrerverband.de/rezension-detailansicht/aus-den-quellen-schoepfen

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Heinz Janssen
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